Predigt Prophetin Maria
Beschreibung
Predigt Prophetin Maria. 8. Dezember 2021
Evangelium: Lukas 1,26-38
Die Bibel erzählt einiges über Maria. Sie beschreibt, wie der Engel Gabriel zum jungen Mädchen Maria kommt, wie sich die beiden schwangeren Frauen Maria und Elisabeth begegnen, die Geburt Jesu, das Erlebnis mit dem zwölfjährigen Buben, die Hochzeit zu Kana, Maria unter dem Kreuz und Maria im Kreis der Jünger beim Pfingstereignis.
Ich möchte heute eine Besonderheit Marien betonen, die oft vergessen wird. Maria wird in der Bibel als Prophetin beschrieben und eingereiht in die Reihe der großen Propheten wie Jesaja, Jeremia oder Mose. Ihre Berufung und das Magnifikat, ihr großes Gebet geben Zeugnis davon:
Die Berufung Marien geschieht ähnlich wie bei vielen Propheten und Prophetinnen
Es fällt zunächst auf, dass in der Bibel die Berufung von Maria beschrieben wird wie die Berufung der großen Propheten wie Jeremia, Jesaja oder Moses. Der Ablauf ist immer ähnlich und das ist Absicht:
- Gott oder ein Engel kommt und spricht die erwählte Person an.
- Die erwählte Person erschrickt und kann fast nichts sagen.
- Anschließend verkündet Gott bzw. der Engel den Auftrag
- Der Mensch widerspricht diesem Auftrag und meint, dass er dazu nicht fähig ist. Mose sagt etwa: „Ich kann nicht reden“, Jeremia meint: „Ich bin zu jung.“
- Darauf folgt ein Zeichen Gottes zur Bestätigung, dass für Gott alles möglich sei.
- Jetzt kommt die Zusage des Propheten, der Prophetin: „Ja, ich bin Knecht Gottes.“
Genauso ist es bei Maria, wie wir heute im vertrauten Evangelium hören:
- Der Engel Gabriel kommt zu Maria
- Maria erschrickt
- Maria bekommt den Auftrag, die Mutter Jesus zu werden:
- Maria fragt, wie dies geschehen soll
- Der Engel erklärt, dass der Heilige Geist Maria erfüllen wird. Die Schwangerschaft von Elisabet wird als Beweis gezeigt, dass für Gott nichts unmöglich ist.
- Maria gibt die große Zusage: Ich bin die Magd des Herrn; mir geschehe, wie du es gesagt hast.
Maria ist die Prophetin des Magnifikat
Als Prophetin besingt die schwangere Maria im Magnifikat das Eingreifen Gottes und von der Veränderung dieser Welt zum Guten.
Es zahlt sich aus, das große Gebet der Maria in der Reihe der großen Botschaften der Sozialpropheten zu sehen.
Meine Seele preist die Größe des Herrn
und mein Geist jubelt über Gott, meinen Retter.
Denn auf die Niedrigkeit seiner Magd hat er geschaut.
Siehe, von nun an preisen mich selig alle Geschlechter.
Denn der Mächtige hat Großes an mir getan und sein Name ist heilig.
Er erbarmt sich von Geschlecht zu Geschlecht über alle, die ihn fürchten.
Er vollbringt mit seinem Arm machtvolle Taten:
Er zerstreut, die im Herzen voll Hochmut sind;
er stürzt die Mächtigen vom Thron und erhöht die Niedrigen.
Die Hungernden beschenkt er mit seinen Gaben
und lässt die Reichen leer ausgehen.
Er nimmt sich seines Knechtes Israel an und denkt an sein Erbarmen,
das er unsern Vätern verheißen hat,
Abraham und seinen Nachkommen auf ewig.
Das Magnifikat wird täglich als Abendgebet in den Kirchen gebeten. Ich verstehe gut, dass die Christen und Christinnen Südamerikas vor 30 Jahren mit großer Überzeugung dieses Gebet gebetet haben und damit auch so manche soziale Missstände überwunden haben.
Dietrich Bonhoeffer schreibt am 17.12.1933 zum Magnifikat: „Dieses Lied der Maria ist das leidenschaftlichste, wildeste, ja man möchte fast sagen revolutionärste Adventlied, das je gesungen wurde. Es ist nicht die sanfte, zärtliche, verträumte Maria, wie wir sie auf Bildern sehen, sondern es ist die leidenschaftliche, hingerissene, stolze, begeisterte Maria, die hier spricht, … ein hartes, starkes, unerbitterliches Lied von stürzenden Thronen und gedemütigten Herren dieser Welt, von Gottes Gewalt und von der Menschen Ohnmacht.“
Maria als Prophetin: Ich wollte euch heute am 8. Dezember einmal diese Seite Mariens aufzeigen, auch deswegen, weil mir manche Worte über Maria zu kitschig sind und Maria als liebes Mädchen, das überall ja und Amen sagt, mir zu lieblich ist.
Die Bibel betont: Sie war eine Prophetin, die Gottes Botschaft in die Welt gebracht hat. Mit der Geburt Jesu hat sich im wahrsten Sinn des Wortes das Beste gebracht.
Details
- Datum: 8. Dezember 2021
- Prediger: Franz Troyer
- Bibelstelle: Lukas 1,26-38