Predigt Adventliche Sehnsucht
Beschreibung
Predigt Adventliche Sehnsucht. 1. Adventsonntag 2021
Evangelium: Lukas 21,25-36; Lesung: 1 Thes 3,12-4,2
Ein Fischer fährt jede Nacht aufs Meer hinaus, um seine Netze auszulegen. Erst früh am Morgen kehrt er zurück, dann sind seine Netze voll mit Fischen. Denn er kennt die Wege, die die großen Fischschwärme nehmen.
Selbst in der tiefsten Nacht weiß er, wohin er sein Boot rudern muss. Er sieht hinauf zu den Sternen, die über ihm am Himmel stehen, und lässt sich von ihnen den Weg zeigen.
Eines Tages bricht eine düstere Zeit an: Jede Nacht ist der Himmel von Wolken verhangen. Und dichter Nebel liegt über dem Meer, so dass man kaum die Hand vor den Augen sehen kann. Weder Sonne noch Mond noch Sterne lassen sich blicken. Das ist eine schlimme Zeit. Denn der Fischer kann nicht hinausfahren.
Tag für Tag hofft er, dass sich der Nebel bald verziehen wird. Aber der Nebel bleibt.
„Wenn ich wenigstens einen, nur einen einzigen Stern sehen könnte“, denkt der Fischer. Aber kein einziger Stern schafft es, den dichten Nebel zu durchdringen. Da fasst der Fischer einen Entschluss: „Ich werde mir einen eigenen Stern machen“, denkt er. Er geht in den Schuppen und schnitzt aus einem alten Brett einen großen Stern. Den hängt er an eine Stange. Die Stange befestigt er an seinem Boot. Als der Abend kommt, rudert der Fischer hinaus aufs Meer. Rings um ihn herum ist dichter Nebel. Aber vor ihm leuchtet sein Stern. Er braucht nur hinter ihm her zu rudern.
Am nächsten Morgen bemerken die anderen Fischer, dass sein Boot nicht an seinem Platz ist. Sie warten auf ihn. Aber er kommt nicht zurück. Niemand hat ihn je wieder gesehen (Der Stern; aus Regenbogen Dez 12)
Die Geschichte des Fischers endet tragisch.
Der lange Nebel erinnert mich an die derzeitige Zeit. Wir würden gerne vieles klarer sehen und auf die vielen Fragen bessere Antworten bekommen. Das erzeugt Unsicherheit und Ungeduld.
Der Fischer hält die Situation nicht mehr aus und definiert sich seine eigene Klarheit. Er scheitert.
Es wäre schade, wenn wir in der Ungeduld ähnlich handeln wie der Fischer und gar nicht mehr glauben, dass es das wahre Licht gibt.
Folgende Gedanken mögen eine kleine Bestärkung und Ermutigung sein.
Der Advent bietet uns den Blick auf Jesus Christus
Gottes Licht lässt sich nicht von Menschen bauen.
Das stärkste Licht ist Jesus Christus selbst. Von ihm heißt es heute im Evangelium. Dann wird man den Menschensohn in einer Wolke kommen sehen, mit großer Kraft und Herrlichkeit.
Die Lichter am Adventkranz wollen uns Schritt für Schritt zu diesem Licht führen. Sie ermutigen, das wahre Licht zu suchen und den Kopf nicht in den Sand zu stecken.
Bei der Segnung der Adventkränze heißt es sehr schön:
Wir danken dir Herr, unser Gott. Du schenkst uns auch in diesem Jahr wieder die Freude des Advents. Wir dürfen in Hoffnung und Zuversicht deinen Sohn erwarten, Christus, unseren Erlöser.
Gott, du hast deinen Sohn als Licht in die Welt gesandt. Segne diese Kerzen. Sie mögen uns in den Tagen des Advents an Jesus Christus erinnern, der jeden Menschen erleuchten will. Wie wir an jedem Sonntag ein neues Licht an diesem Kranz entzünden, so lass uns in der Liebe Christi wachsen.
Der Blick auf Jesus stärkt unseren Rücken und Mut. Nicht ohne Grund heißt es heute im Evangelium: Wenn dies beginnt, dann richtet euch auf und erhebt eure Häupter. Denn eure Erlösung ist nahe.
Advent will die Sehnsucht wachhalten
Die täglichen Bibelworte bei den Rorategottesdiensten erzählen von der großen Heilsgeschichte der Menschheit.
Da ist die Rede von wahrem Frieden, von Blühen mitten in der Wüste, von unkomplizierter Freude, von Gerechtigkeit und Sicherheit, von Versöhnung und Vollendung.
Beim Hören dieser Texte denke ich mir oft:
- Sie zeigen, wie es auch geht und was möglich ist.
- Manchmal denke ich mir: Schade, dass wir Menschen immer wieder in alte Muster zurückfallen und uns selber am meisten im Weg stehen.
Advent lädt uns ein, der Sehnsucht nach einer besseren Welt zu trauen und nicht schimpfende Menschen zu werden, die sich keine Besserungen mehr erwarten.
So bitten wir, dass wir adventliche Menschen sind und werden.
Adventliche Menschen sind Menschen,
die heraussteigen aus ihrem Alltag, um Weitblick und Klarblick zu gewinnen,
die Ausschau halten nach Neuem und bereit sind, sich verändern zu lassen,
die offen sind für das, was man noch nicht sehen kann und greifen kann,
die ausharren in unbequemer Lage, um ihr Heil nicht zu verschlafen,
die hellwach sind und sehnsüchtig eine lichte Zukunft erwarten.
Details
- Datum: 27. November 2021
- Prediger: Franz Troyer
- Bibelstelle: Lukas 21,25-36