Predigt Mantel des Hl. Martin
Beschreibung
Predigt Mantel des Hl. Martin
Evangelium: Matthäus 25,31-40; Lesung: Jesaja 61,1-3a; 11. November 2021
Im November feiern wir zwei Feste der großen Heiligen der Nächstenliebe.
Das Fest des Hl. Martin am 11. November und der Hl. Elisabeth am 19. November. Es sind wichtige und beliebte Heilige. Es freut mich, dass an der Wand des Jugendheimes St. Andrä ein Bild zu sehen ist, wie der Hl. Martin den Mantel teilt. Hier in der Kirche an der Empore ist eine wunderschöne Statue der Hl. Elisabeth mit einem Stück Brot und einer Schüssel in der Hand.
Ich möchte heute anhand des Namens Martin einige Gedanken zur Nächstenliebe und Caritas bringen:
M: Mantel
Die Legende erzählt, dass Martin an einem kalten Wintertag am Stadttor von Amiens mit einem Bettler den Mantel teilt. Die Mantelteilung wird gerne in Kindergärten dargestellt.
Schon viel wurde über diese Mantelteilung gerätselt. Wieso gab der Heilige nur den halben Mantel? Wäre es nicht noch vollkommener und heiliger gewesen, alles herzugeben?
Ab und zu wird die Frage nach dem Eigentum des Mantels aufgeworfen. Gehörte dieses Kleidungsstück eines Soldaten nicht eigentlich dem Militär? Hat Martin also nicht eigenes Hab und Gut verschenkt, sondern fremdes Eigentum weggegeben? Gehörte vielleicht die eine Hälfte des Mantels offiziell dem Militär, die andere dem einzelnen Soldaten? Vielleicht rührte daher die Teilung des Mantels – Martin gab nur die eigene, ihm zustehende Hälfte weg.
A - R: Arme und Reiche
In der Bibel heißt es: Arme wird es immer bei euch geben (Matthäus 26,11).
Das ist leider so. Ich erschrecke, wenn ich Berichte von anderen Ländern sehe. Es ist wichtig, dass wir nicht so tun, als ob es bei uns keine Armut gäbe. Diese ist oft sehr versteckt. Unsere neue Caritasdirektorin berichtet, dass in den letzten Monaten viele neue Menschen zu den Caritaseinrichtungen kommen, um um Hilfe zu bitten.
T: Teilen
Das heutige Evangelium nennt heute viele Möglichkeiten zum Teilen: Hungrigen zu Essen geben, Durstigen zu trinken geben, Menschen Kleider geben, Kranke besuchen, Gefangene besuchen, Tote begraben. Zeit teilen, Aufmerksamkeit schenken. An der Südwand der Kirche St. Andrä sind die Werke der Barmherzigkeit dargestellt, um und daran zu erinnern.
I: Ich als Gebender und beschenkter
Es geht oft so schnell mit den Forderungen, was die anderen und vor allem was der Staat alles zu tun hat. Nächstenliebe kann und darf man nicht immer delegieren an Experten. Ich bin gemeint, nicht nur die anderen.
Vielleicht ist die Geschichte von Martin auch deswegen so beliebt, weil Martin mit dem hilft, was er hat. Die Geschichte von Martin gibt noch eine zweite Antwort auf das Ich. Martin ist nicht nur der Gebende, er ist am Ende auch ein Beschenkter. Im Traum erschien ihm nach der Teilung des Mantels Christus selbst, in die geteilte und verschenkte Mantelhälfte gehüllt. Die eine Hälfte konnte Martin noch selbst tragen, die verschenkte Hälfte trug Christus. In diesen Mantelhälften verbinden sich Himmel und Erde: Was wir verschenken verbindet uns mit dem Himmelreich Jesu.
N: Not
Es gibt viele Formen von Not: Seelische Not, finanzielle Not, körperliche Not.
Ich möchte angesichts der aktuellen Debatte um die bald geltende Sterbeverfügung und die Möglichkeit zum assistierten Suizid die Not vieler Kranker ansprechen, dass sie anderen zur Last fallen. Wer will das schon.
Ich vermute, dass Menschen den assistierten Suizid eher wünschen, wenn sie im Fall einer schlimmen Krankheit wenig Halt und Trost durch ihre Umgebung spüren. Ich sage manchmal zu Kranken und Sterbenden: Du hast dein ganzes Leben viel geleistet. Du brauchst nichts mehr tun. Es ist jetzt unsere Aufgabe, für dich zu sorgen ohne Gegenleistung. Und wir tun es gern.
- Ich möchte mitwirken an einer Gesellschaft, in der Kranke ein großes Vertrauen zu den Pflegenden und Ärzten haben können und nicht den Stress haben, alles selbst zu entscheiden.
- Ich wünsche mir, dass Einrichtungen für Palliativmedizin ausgebaut werden, um bei schwerer Krankheit die Schmerzen möglichst zu verringern und uns die verständliche Angst vor Schmerzen zu nehmen.
- Ich möchte mitwirken, dass wir uns gegenseitig daran erinnern, dass der Wert unseres Lebens nicht davon abhängt, wie viel ich noch leisten kann. Es ist schade, wenn Menschen das Gefühl haben, anderen nur mehr zur Last zu fallen.
Details
- Datum: 11. November 2021
- Prediger: Franz Troyer
- Bibelstelle: Matthäus 25,31-40